Meine Grenzen: erkennen – achten – weiten
- Wie reagierst du auf Müdigkeit, fehlende Konzentration, Verspannungen oder Kopfschmerzen?
-> Gönnst du dir statt einem 3. Kaffee vielleicht auch mal ne Pause? ... bewegst dich (an die frische Luft), streckst dich mal und atmest tief durch?
-> Bleibst du bei Regelbeschwerden oder Rückenschmerzen auch mal daheim? - Wie oft sagst du "Stopp! Warte mal" oder "das geht (jetzt) nicht"?
- Wie oft spürst du in dich, ob sich etwas gut ausgeht, du etwas wirklich tun kannst oder willst?
„Ich schau auf mich“ ... ist kein Luxus!
... sondern als Selbst-Verständnis und Zeichen von Selbstliebe
die Basis für Gesundheit und Wohlbefinden, Lebensqualität und Glück.
Und doch kämpfen viele Menschen mit dem gesellschaftlichen oder familiären Leistungsdruck, was „man können oder schaffen muss“. Unter Frauen ist v.a. auch das „Zuerst die anderen, dann ich“ verbreitet, oder „anderen nicht weh tun zu wollen“.
Ist es nicht unglaublich, was wir Menschen alles aushalten, über uns ergehen lassen, uns auferlegen?!
Und erkennen wir, wie sehr wir uns damit selbst schaden bzw. verletzen?
... wenn wir anderen den Vorzug geben, uns nicht auf Augenhöhe begeben oder glauben, dass „dies oder das noch geschehen muss...“
Grenzenlosigkeit macht krank
Wir haben u.a. eine Kultur entwickelt, wo es alle möglichen Konventionen gibt, „wie man lebt“, dass man „dieses oder jenes leisten muss“, so viele das Gefühl haben, dass "es (oder man) nie genug sei".
Wenn
- du „noch schnell“ dies oder jenes tust, obwohl du keine Energie mehr hast
- du deine Bedürfnisse und Wünsche ignorierst, weil „dafür keine Zeit ist“
- dir jemand „einen Gefallen tun will“, dies für dich aber nicht hilfreich ist oder du das einfach nicht willst
- körperliche Nähe in dem Moment oder mit dieser Person nicht stimmig ist
- du auf das für dich unpassende Verhalten anderer nicht mit "Stopp!" reagierst...
… dann verspannst du dich, ob du es willst oder nicht!
Wenn du immer wieder über deine körperlichen oder psychischen Grenzen gehst, dann macht das etwas mit dir!
... auch wenn es oft als normal gesehen wird, dass es halt wo zwickt, wir Kopf- oder Rückenschmerzen haben oder müde sind… und man durch Medikamente wie Aspirin oder Mexalen „schnell für Abhilfe sorgt“, anstatt die körpereigenen Abwehrreaktionen ihre Arbeit tun zu lassen.
Gesunde Grenzen
Zeit für mich
Warum ist es nicht normal, dass wir auf unser Wohlbefinden schauen, dass es uns gut gehen darf?
Oder warum denken wir gleich an Selbstoptimierung, wenn wir Zeit nur für uns haben wollen oder nehmen?
- zum Sein und Genießen... von frischer Morgenluft, ein paar Minuten Stille, zum entspannten und achtsamen Essen...
- zum Wahrnehmen und Reflektieren... was ist und was sein will, was wirklich wichtig ist – bei einem Spaziergang, einem Coaching oder in einer Gruppe...
- zum Raum haben... wo wir uns zentrieren, wieder in unsere Mitte kommen, wir etwas abladen können oder uns stärken...
Jeder Tag ist anders!
3 Beispiele aus meinem Leben:
Ich wohne im 3. Stock. An manchen Tagen wundere ich mich, dass ich schon vor meiner Wohnungstür stehe, weil ich mich leicht und beweglich fühle, an anderen Tagen fühle ich mich wie ein Walross.
Bezüglich Hungergefühlen ist es bei mir auch immer wieder faszinierend, dass z.B. das gleiche Frühstück am einen Tag viel länger anhält als am anderen.
Besonders interessant fand ich auch 2 meiner letzten Spaziergänge. Nachdem ich nach kurzer Zeit jeweils schon Ermüdungserscheinungen wahrnahm, erlaubte ich mir eine Pause zu machen. Anstatt mir Gedanken zu machen, dass z.B. "der Fettabbau jetzt nicht so gelingen würde" oder "ich es schon wieder nicht schaffe...", genoss ich den Ausblick, den Geruch, einfach das „Rumsitzen“. Und war dann erstaunt und erfreut, wie viel Energie ich schlussendlich hatte, um auch eine größere Runde als erwartet zu gehen.
… weil eben so viele Faktoren in und auf uns wirken (Gefühle, Gedanken, Umwelt, Haltung...)
… weil es verschiedene Rhythmen gibt, die auf uns einwirken (Menstruationszyklus, Tages- und Jahreszeiten, Mondphasen...)
… weil wir unterschiedliche Konstitutionen bzw. Charaktereigenschaften haben und unser Energielevel zu gewissen Zeiten des Tages oder auch phasenweise einfach anders ist...
Die Signale des Körpers wahrnehmen und akzeptieren
Wir haben verlernt, auf uns selbst zu lauschen... und Gehörtes dann auch ernst zu nehmen. Wenn wir Hungergefühle, Verspannungen oder Schmerzen länger oder öfter ignorieren, können wir stärkere Symptome oder Krankheiten entwickeln, die dann „nach Aufmerksamkeit schreien“.
Je früher wir unsere körperlichen, emotionalen, geistigen Belastungen oder Überforderungen wahr- und ernst-nehmen, desto schneller können wir die Dinge wieder ins Lot bringen, uns zufriedener und wohler fühlen.
Auch wenn es gleichzeitig oft traurig ist, sich von dem einen oder anderen zu lösen, was bislang Teil unseres Lebens war...
Im Endeffekt erweitern wir unsere Grenzen, weil wir Einengendes loslassen.
Wo gehst du über deine Grenzen?
- bist müde, unkonzentriert, fahrig?
- bringst nichts mehr weiter?
- reagierst nervös, verspannt, gereizt?
Wo lässt du andere deine Grenzen überschreiten?
- sagst nicht, was du brauchst?
- drückst nicht aus, was du willst (oder auch nicht willst)?
- glaubst, dass „du das dem anderen nicht antun kannst“ (und tust es lieber dir selbst an)?
Du darfst NEIN sagen - und zu dir stehen
Nein sagen... zu eigenen Ansprüchen und Glaubenssätzen genauso wie zum Verhalten, Erwartungen oder Regeln anderer.
Es sollte nicht vorkommen, dass man sogar bei Dienstleistungen (wo man doch selbst im Mittelpunkt steht) sich nicht traut den Mund aufzumachen, wenn das Gegenüber respektlos oder gar schädigend mit einem umgeht - wie ich es vor vielen Jahren u.a. bei einer Ärztin erlebt habe.
Ich war jahrelang, nein eher Jahrzehnte, so schüchtern, dass ich nur baff war, wie Leute mit mir (oder auch anderen) umgingen. Ich war nicht fähig, irgendetwas zu sagen oder aus der Situation zu gehen. Mein Schweigen war allerdings keine Zustimmung, als die es oftmals verstanden wurde, sondern Gelähmtheit.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir achtsamer auf unsere Grenzen sind und diese auch mitteilen.
"Zu mir stehen" bedeutet meine Bedürfnisse und Empfindungen ernst zu nehmen (egal wie andere das sehen!), meine verschiedenen Energie- und Gemütslevel wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Es bedeutet für mich einzustehen, indem ich momentane Stand-Punkte (Gefühle, Gedanken, Sichtweisen...) ausdrücke oder nach diesen handle.
... anstatt (dauernd) über meine Grenzen zu gehen, sie überschreiten zu lassen und mich zu überfordern.
Thomas Carlyle
Und: „zu mir stehen“ bedeutet auch nicht gegen jemand anderen zu sein!
… einer der wichtigsten Sätze meines letzten Jahres.
Mir wurde u.a. bewusst, wie sehr manch anderer bislang oft wichtiger war als ich, ich mich selbst dadurch nicht gleich-wertig sah und nahm, ich dadurch dem anderen aber auch nicht (mehr ;)) vorwerfen kann, meine Grenzen zu überschreiten.
Tue, was dir gut tut
… und zwar nur noch das – wie es der Neurowissenschaftler und Koryphäe für Potenzialentfaltung Gerald Hüther in diesem kurzen Video erklärt.
- Gib Signalen wie Müdigkeit, Verspannungen, Kopfweh, Regelschmerzen oder auch einfach Hunger die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt!
- Schau, was du brauchst und orientiere dich an deinen Bedürfnissen.
- Erlaube dir deinen Rhythmus und erkenne an, dass du nicht jeden Tag gleich drauf bist oder gar „gut drauf sein musst“.
- Sei dir bewusst, dass wir von verschiedenen Zyklen beeinflusst werden, wie auch von Charakter und Konstitution – und verlange nicht etwas, was du (gerade) nicht kannst oder einfach nicht bist.
- Sei aufmerksam, welche Glaubenssätze da so in dir und um dich herumschwirren – ob du diesen weiter so viel Gewicht geben willst oder dir besser diese Einengungen ersparst.
Auch wenn durch die Pandemie schon einige der geläufigen „Werte“ von Konkurrenz- oder Leistungsdenken hinterfragt wurden bzw. auch Alternativen ausprobiert wurden...
… es liegt an uns selbst, den Fokus vom Müssen und Sollen, von Ängsten und Enge auf das zu lenken, was stärkt und entspannt, auf ein Gleichgewicht von Tun und Lassen, von Aktivität und Ruhe.
Wenn wir immer mehr weglassen, was uns einengt, belastet, ver-spannt... und uns stattdessen mit Wertschätzung begegnen – durch Achtsamkeit und Bedürfnis-Orientierung –, dann merken wir und andere, was es mit uns und unserem Umfeld wirklich tut:
Wir verlieren das, was wir eh nicht mehr brauchen oder wollen –
… und gewinnen Freiheit, Leichtigkeit und Wohlbefinden!
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